BURGDORF (r/jk). Am 6. Dezember ist ein künstlerisch gestalteter Erzähl- und Bildband erschienen, mit dem die 18-jährige Gymnasiastin Julia Brandes aus Sorgensen im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten einen Landespreis für Niedersachsen gewonnen hat. Das Buch trägt den Titel „Alles ganz normal – Nachbarn erinnern sich an die Burgdorfer Familie Cohn“.
Der besondere Reiz des eindrucksvollen Buches liegt darin, dass Julia Brandes die Erinnerungen von drei Burgdorferinnen aufnehmen konnte, die als Kinder mit Kindern der Familie Julius Cohn bekannt und befreundet gewesen sind. Erfahrungen aus unbeschwerten glücklichen Tagen und Erlebnisse von Ausgrenzung und Gewalt geben einen unmittelbaren Einblick in das Leben und das Schicksal einer jüdischen Familie. Die persönlichen Begegnungen und das individuelle Erleben geben zugleich Einblicke in die Zeit- und Stadtgeschichte.
Gerda Eschemann hat 1988 ihre Erlebnisse zu Papier gebracht. Hanna Steinmann, geb. Kuntze, hat kurz vor ihrem Tod im Dezember 2012 von ihrer Freundschaft mit Inge Cohn erzählt. Elfriede Degenhardt, geb. Lenau, hat von ihren Besuchen bei ihren Nachbarn in der Uetzer Strasse 12 berichtet. In einem Beiheft, das zum Buch gehört, werden die Aufzeichnungen und Interviews im Wortlaut wiedergegeben, die dem Buch zugrunde liegen.
Professor Dr. Gábor Lengyel, Rabbiner der liberalen jüdischen Gemeinde in Hannover, hat ein nachdenkliches und zugleich ermutigendes Vorwort geschrieben. Aus der Sicht eines Mannes, der die Schoa überlebt hat schreibt er: „Die Einstellung gegenüber den Juden während der Schoa reichte von Gleichgültigkeit bis zu Feindseligkeit. Die breite Masse sah zu, wie die früheren Nachbarn oder sogar Freunde zusammengetrieben und ermordet wurden. In einer Welt totalen moralischen Zusammenbruchs gab es doch eine kleine Minderheit, die außergewöhnlichen Mut bewies, um menschliche Werte hochzuhalten. Dies waren die „Gerechten unter den Völkern“, auf Hebräisch „Chasside Umot Ha’Olam“. Entgegen...
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